Moorschutz als Klimaschutz – worauf warten?
Unser Ratsherr Matthias Elsner hatte eine regelhafte Berichterstattung zum Stand der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes (2022) im Bereich „Moorschutz“ angeregt. In der Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft, Klima- und Umweltschutz am 24.03.2025 gab es nun einen solchen Bericht. Benannt wurden die Themen Digitales Moorkataster, die Vernässung im Bereich Moorkamp bei Süddorf (ein Projekt des Landkreises) und der Austausch mit dem Projekt MOOSland um Torfmoos-Paludikultur als nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung von Hochmoorböden zu erforschen.
Nun: das Digitale Moorkataster zeigt „Wahrscheinlichkeiten“ für das Vorhandensein von Mooren, schützt und vernässt aber kein Moor, spart keine Tonne Treibhausgasemissionen (THG) ein. Aber selbst zu dem gesetzten schwachen Ziel „Identifikation von Flächenpotentialen zur Wiedervernässung“ gibt es keine konkrete Auskunft, Flächen sind offensichtlich nicht identifiziert. Das ist nach fast drei Jahren Klimaschutzkonzept für eine „Moorgemeinde“ mit einer TGH-Emission von 130.000 t pro Jahr schon wenig. Als Erfolg wird auf eine „Nachschärfung“ des Moorkatasters verwiesen, immerhin sind nun die Bohrpunkte veröffentlicht. Fraglich bleibt aber, weshalb nun einige organische Böden „weiß“, also THG-emissionsfrei sein sollen – die unmittelbar benachbarte Fläche zeigt aber alarmierende THG-Emissionen. Wurden die Emissionen evtl. umgebrochener oder überdeckter organischer Böden nicht erfasst? Die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft zeigt für diese Böden deutlich höhere Kohlenstoffvorräte als die von Mineralböden: und in Edewecht sollen diese nicht emittieren? Auch strukturell veränderte Moore emittieren weiter. Wie solide die THG-Bilanzierungen sind, erschließt sich aus den Unterlagen leider nicht.
Zum Thema Paludikultur wird über das erste Treffen im März mit Akteuren des Greifswald Moor Centrums berichtet. Daraus folgende konkrete Schritte wurden aber im Ausschuss nicht vorgestellt. Hoffen wir auf eine konstruktive Entwicklung.
Da gäbe es noch mehr Moorschutz-Themen im Klimaschutzkonzept

Das Edewechter Klimaschutzkonzept verweist in seiner Analyse auf die hohen TGH-Emissionen aber auch die großen Potentiale unserer Moore, auch wenn Moorschutz nach den Vorgangen nicht zwingend Teil des Konzeptes sein muss. Es ist zum Thema „Moorschutz ist Klimaschutz“ nicht ambitioniert, wenn auch mit der Priorität „hoch“ ausgewiesen. Da wäre es doch schön, wenn die wenigen dort angesprochenen Themen im Blick bleiben. Aber leider nichts dazu im Ausschuss. So ist im Konzept (KAS-1) die „Vergrößerung der bestehenden renaturierten bzw. intakten Moorflächen (Vehnemoor, Fintlandsmoor etc.)“ angesprochen. Als Zielgruppe zur Kontaktaufnahme für Moorschutz wurden schon 2022 die „Flächeneigentümer auf kohlenstoffreichen Böden“ identifiziert. (Klimaschutzkonzept, S. 114f) Ist doch interessant. Und ein guter Ansatzpunkt. Auch in den Handlungsfeldern „Siedlungen klimaschonend planen und versorgen“ (BSW-2) und „Bildung, Beratung und Beteiligung“ (BBB-2, BBB-4) lassen sich Hinweise darauf finden, was zu tun ist. So findet sich auf Seite 80 des Klimaschutzkonzepts der Hinweis auf den Zielkonflikt zwischen der Ausweisung von Bauland und dem angestrebten Erhalt von Moorböden mit der Aufgabe: „Das städtebauliche Entwicklungskonzept sollte daraufhin angepasst werden.“ Das wäre doch sehr gut. Für die Netzwerkarbeit für den Klimaschutz wird u.a. der Austausch mit Landwirtschaft und Baumschulen benannt. Für das 4. Quartal 2022. Auch im Bereich Energieberatung für Landwirtschaftliche Betriebe (BBB-4) taucht die Wiedernässung von organischen Böden (Moor) als Teil von Beratung zur THG-Verringerung auf. Und perspektivisch seien auch die Baumschulen in das Beratungsangebot einzubeziehen (vorgesehen 2022/2023). Wie steht es darum?
Es hätte schon viele Ansatzpunkte für Fragen und Interesse im Ausschuss gegeben. Es geht um die Zukunft der Moore, um den wirksamsten Hebel zum Klimaschutz in der Gemeinde. Aber abgesehen von einer kleinen Nachfrage nur Funkstille. Das ist bitter. Zumindest wenn man davon ausgeht, dass unsere Ratsleute es ernstnehmen, was im Klimakonzept steht, nämlich dass ein hoher Anteil von THG-Emissionen durch Moorschutz und Vernässung eingespart werden können.
Quellen
Unterlagen Ausschusses für Landwirtschaft, Klima- und Umweltschutz am 24.03.2025: https://buergerinfo.edewecht.de/si0057.asp?__ksinr=19011
Bodenzustandsbeschreibung Landwirtschaft: https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/agrarklimaschutz/projekte/bodenzustandserhebung-landwirtschaft-bze-lw
Informationen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. zu Moor, Wiedervernässung, Paludikultur unter: https://moor.fnr.de/
Margaretha Kurmann